Blick in die Zukunft der Arbeits- und Sozialpolitik mit Minister Laumann
Große Veränderungen am Arbeitsmarkt erwartet Laumann durch die Digitalisierung. Er verglich die Situation mit der Automatisierung zu Beginn der 1990er-Jahre. „Es geht darum, die Arbeitnehmer auf dem Weg in die Digitalisierung mitzunehmen. Unternehmen und Staat müssen daher viel stärker in die proaktive berufliche Weiterbildung investieren. Weiterbildung darf nicht hauptsächlich ein Thema für arbeitslose Menschen sein“, erklärte der Minister. Sorgen bereitet Laumann die duale Berufsausbildung. „Jeder redet gut über das System, aber am Ende wollen alle, dass ihre Kinder studieren. Dabei gibt es in Nordrhein-Westfalen fünfmal so viele Arbeitsplätze für Ausbildungsberufe wie für Akademiker. Wo sollen die Handwerksunternehmen in Zukunft qualifizierte Kräfte hernehmen?“
Was laut Laumann stark zunehmen wird, sind die Dienstleistungen rund um den Menschen. „Wenn wir das heutige Niveau in der Altenpflege beibehalten wollen, brauchen wir in Nordrhein-Westfalen jedes Jahr 3.000 bis 4.000 zusätzliche Altenpflegerinnen und Altenpfleger“, so der Minister. Mehr Personal werde aber nur dann zur Verfügung stehen, wenn sich in dem Berufsfeld die Vergütung und die gesellschaftliche Wertschätzung verbessern. Als alarmierend bezeichnete der Minister schließlich die Situation bei den Hausärzten auf dem Land. „In Westfalen sind zwei Drittel aller Landärzte über 60 Jahre alt“, so Laumann. Die schwarz-gelbe Landesregierung habe daher jetzt eine Gegenmaßnahme ergriffen: An den medizinischen Fakultäten sind ab kommendem Jahr zehn Prozent der Studienplätze Allgemeinmedizinern vorbehalten, die sich auf dem Land niederlassen wollen. Als positive Entwicklung für Ostwestfalen-Lippe bezeichnete Laumann die neue medizinische Fakultät an der Universität Bielefeld mit ihrem Schwerpunkt Allgemeinmedizin.